Für aberkannte Trauer sensibilisieren - Realität und Perspektiven
Inhaltsverzeichnis
Im Nebel – Herrmann Hesse #
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.\
1. Einleitung und Fragestellung #
In einer Gruppenarbeit während des Qualifizierungsseminars zur Trauerbegleiterin ist mir das Thema „nicht gesehene“ bzw. „aberkannte Trauer“ begegnet. Ich habe eine starke innere Resonanz gespürt und wollte dem nachgehen. Die Literaturrecherche dazu gestaltete sich zunächst mühsam, offenbar wird hier das Tabu direkt sichtbar. In der englischsprachigen Trauerforschung bin ich auf die Arbeit von Kenneth Doka gestoßen, der bereits 1989 ein wegweisendes Konzept (Disenfranchised Grief) vorgestellt hat, das im englischsprachigen Raum sowohl innerhalb von Forschung als auch Praxis seit langem etabliert ist. Im deutschsprachigen Raum findet sich dagegen nichts Vergleichbares. Erst seit 2011 gibt es einzelne Veröffentlichungen (Metz 2011, Paul 2011 und 2012, Leidfaden 3/2014) und professionelle Begleiter sowie Einrichtungen, die das Thema zunehmend in den Blick nehmen (vgl. Brinkmann & Paul, 2015, S.10f.).
Ich möchte hier dieses Konzept einschließlich aktueller Tendenzen der Weiterentwicklung vorstellen, mit Beispielen veranschaulichen und erweitern. Und der Frage nachgehen, auf welche Weise sowohl ein größeres gesellschaftliches Bewusstsein geschaffen als auch ganz konkret davon betroffenen Menschen Unterstützung gegeben werden könnte.
Neben individuellen Erfahrungsberichten, die ich dem Internet entnommen habe, greife ich auf von mir geführte persönliche Interviews (s. Anhang) zurück und möchte auch meine persönlichen und fachlichen Erfahrungen in diesem Bereich einbringen. Mit der derzeitigen Situation einer weltweiten Virus-Pandemie bekommt das Thema „nicht gesehene Trauer“ eine bisher nicht vorhandene Dimension: Durch entsprechend erforderliche Vorsorge- und Schutzmaßnahmen können Trauerfeiern nur noch im engsten Familienkreis abgehalten werden oder auf längere Sicht nicht stattfinden. Die überaus unterstützende Ressource der sozialen Kontakte wird weitgehend unterbunden. Trauernde können die üblicherweise gesellschaftlich vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten für unbestimmte Zeit nicht nutzen und sich somit in ihrem Schmerz allein gelassen fühlen. Zudem führt die akute Überlastung des Gesundheitswesens aktuell in Spanien und Italien dazu, dass Sterbende sich selbst überlassen bleiben und Angehörige aufgrund von Zugangssperren sich nicht verabschieden können. Dazu kommen unzählige Arbeitsplatzverluste und Insolvenzen, der Verlust des gewohnten Lebens – das Thema Trauer scheint mir in vielleicht noch nie erlebtem Ausmaß zugleich individuell und kollektiv zunehmend Raum zu nehmen.
2. Gesellschaftliche Relevanz von Trauer #
Wie Chris Paul 2019 (Fachtag der Elisabeth-Kübler-Ross Akademie) ausgeführt hat, gibt es für die zunehmende Bedeutung von Trauerarbeit drei Gründe. Zum einen brechen die klassischen Unterstützersysteme wie Familie oder Kirche zunehmend weg. Zum anderen „darf“ man sich heute mit Trauer auseinandersetzen. Und nicht zuletzt hat die Gesellschaft ein hohes Interesse daran, dass Leute so schnell wie möglich wieder „funktionieren“.
Westliche Gesellschaften zeigen sich primär rational, sind auf Erfolg, Effizienz und Leistung ausgerichtet. Seit Jahren gibt es Bestrebungen, über internationale Klassifikationssysteme – die teils unter Mithilfe von Pharmavertretern erstellt werden – den Trauerverlauf zu einem abrechenbaren Produkt zu machen. Dennoch fehlt es den Trägern von Angeboten in der Trauerarbeit aufgrund nicht vorhandener Refinanzierung derzeit an Unterstützung, sie sind auf Spenden angewiesen. Laut Brinkmann & Paul (2015, S.17) wird sich erst noch zeigen, welche neue Norm (oder welches Recht) sich durch diese Entwicklungen herausbilden wird und wie diese wiederum die Einstellung der Gesellschaft zu Trauerprozessen beeinflusst.
Dabei soll „alles … immer schnell gehen, wir sollen Stehaufmännchen sein“ (L. Reddemann, Fachtag 2019) – und sie regt an nachzuspüren: „Können Sie sich vorstellen, dass es in Ihnen einen Teil gibt, der weiß, was für Sie richtig ist?“ Trauerprozesse lösen laut M. Klumpp Gefühle aus, die sich nicht durch Verdrängung beseitigen lassen (Fachtag 2019) – hier ist es seiner Ansicht nach wesentlich, durch Angebote die Menschen abzuholen und zu vermitteln, dass Trauer „nicht unnormal“ ist. Was aber, wenn Trauernde sich nicht gesehen fühlen oder sogar stigmatisiert werden aufgrund des ihnen zugestoßenen Verlustes? Wenn die Trauer „aberkannt“ wird?
Wesentlich für die Arbeit Dokas ist, die soziale und gesellschaftsstrukturelle Seite von Trauer zu beleuchten und dabei der zentralen Annahme zu folgen, dass normative Verhaltensspielregeln zu einer Hierarchisierung von Verlusten führen. Doka betrachtet dabei die Regeln für Nordamerika, insofern können die Erkenntnisse weitgehend auf andere westlich sozialisierte Gesellschaften übertragen werden. Entsprechend gültige Vorgaben finden sich sowohl in informell existierenden Verhaltensregeln als auch in Gesetzen und formalen Dokumenten (z.B. im Arbeitsrecht über erlaubte Fehltage, bei Entscheidungsgewalt über die Leiche des Verstorbenen etc.). Normen stecken also den Rahmen von Trauer weitgehend ab und beeinflussen bewusst oder unbewusst das Verhalten, das Denken und Fühlen.
Konkret legt jede Gesellschaft genau fest, wer das legitime Recht hat zu trauern. Diejenigen, die sich innerhalb dieser Normen bewegen, erhalten die dafür vorgesehene Unterstützung. Alle anderen müssen etwa auf Trauerrituale (Teilnahme Beerdigung) oder auf konkrete Entlastung (Freistellung von Arbeit) verzichten. Sympathien und Zuwendung fehlen und Trauer wird zu einer rein privaten Angelegenheit. Isolation im Trauerprozess verkompliziert jedoch häufig den Ablauf, deshalb appelliert Doka eindringlich dafür, diese Bedürfnisse zu erkennen und die Trauernden zu unterstützen.
Zudem können normative Trauerregeln einer Gesellschaft in beide Richtungen problematisch sein – sie können nicht nur bestimmte Trauernde aus unterschiedlichen Gründen ausschließen, sondern auch umgekehrt eine Erwartungshaltung hervorrufen, auf welche Art bzw. wie lange jemand zu trauern hat.
Der englische Begriff „disenfranchised“ bringt in der Übersetzung „entrechtet“ die politische Implikation eines gesellschaftlich vorgegebenen Rechts auf Trauer, die dieses Konzept beinhaltet, am stärksten zum Ausdruck. Jedoch hat sich im deutschsprachigen Raum neben Alternativen wie „sozial nicht anerkannte Trauer“ verstärkt der Begriff „aberkannt“ etabliert (vgl. Brinkmann & Paul, 2015, S.10).
3. Das Konzept „Disenfranchised Grief“ von K. Doka #
„Entrechtete“ bzw. „aberkannte“ Trauer als Begriff umfasst alle Situationen, in denen ein Mensch nach einem Verlust Trauer empfindet, die als solche nicht offen gelebt werden kann, weil sie aus verschiedenen Gründen sozial sanktioniert, nicht gewürdigt oder schlicht nicht wahrgenommen wird. Dokas Konzept integriert eine soziologische Perspektive in die Erforschung von Trauer und Verlust. Seine Arbeiten verdeutlichen zudem, dass soziale Interaktionen einen wesentlichen Anteil daran haben, wie Trauerprozesse verlaufen. Er unterscheidet mehrere Typen von aberkannter Trauer, die sich wechselseitig durchdringen und ergänzen können.
3.1. Aberkannte Beziehungen #
Gemäß dem hohen Wert, den die meisten westlichen Gesellschaften der Kernfamilie geben, stehen Blutsverwandtschaften hierarchisch über nichtverwandtschaftlichen Familienbeziehungen und diese wiederum über außerfamiliären Bindungen. Jedoch existiert selbst innerhalb verwandtschaftlicher Beziehungen eine Hierarchie (Partner, Kinder, Eltern vor Geschwistern und Großeltern z.B.). Je nach „Rangordnung“ erfährt die Beziehung zu Verstorbenen eine Geringschätzung bzw. der Trauerprozess wird marginalisiert. Beileidsbekundungen bleiben aus, ebenso Trost und Unterstützung und die Trauernden sind häufig von der Mitgestaltung des Abschiedsrituals ausgeschlossen. Hier sind u.a. Pflegeeltern, Stiefeltern, FreundInnen, KollegInnen und NachbarInnen betroffen, aber auch Pflegekräfte, ÄrztInnen, ZimmergenossInnen im Pflegeheim. Eher wird von diesen Personengruppen sogar noch erwartet, die nahen Angehörigen zu unterstützen.
Vollständig aberkannt können tabuisierte bzw. sozial geächtete Beziehungen wie außereheliche oder gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen sein. Betroffene fühlen sich bei Verlusten oft übergangen oder ausgegrenzt.
Wenig Beachtung finden Trauerreaktionen auch im Zusammenhang mit Beziehungen aus der Vergangenheit, bei denen aktuell kein oder nur begrenzt Kontakt besteht (nach Trennung/Scheidung z.B.). Dadurch, dass der Tod die Verbindung endgültig beendet, wird die Möglichkeit einer Erneuerung oder Versöhnung oder überhaupt eines Kennenlernens zunichte gemacht – so z.B. bei Kindern, die den Vater nie gesehen haben. Besonders unverarbeitete Trennungen rufen laut Doka oft starke Trauer hervor, verbunden mit der Hürde, diese Gefühle mit dem oder der neuen PartnerIn oder den Kindern zu teilen. (Doka 2002, S.159)
Dem Zeitgeist entsprechend – und noch wenig untersucht – haben inzwischen auch neue Technologien Einfluss auf das Erleben von Trauer: Im Internet werden Freundschaften geschlossen und intensiv gepflegt und unter Umständen bleiben als einziges Zeichen des Verlustes unbeantwortete oder unzustellbare Emails. Im Gegensatz dazu sind bei Todesfällen prominenter Persönlichkeiten, die eine archetypische Funktion im Kollektiv erfüllen oder über einen künstlerischen Status eine große Fangemeinde haben, zumindest kurzzeitig auch intensive Trauerbekundungen von Menschen erlaubt, die keine persönliche Beziehung hatten (Lady Diana als weltweit bekanntes Beispiel).
Konkrete Beispiele:
- Persönlich: Der Verlust meiner engsten Freundin durch einen tödlichen Unfall mit 25 Jahren hat mir deutlich gezeigt, dass diese Beziehung in meinem Umfeld als marginal betrachtet wird: Für die Beerdigung musste ich einen Urlaubstag nehmen, niemand aus dem KollegInnenkreis hat mir kondoliert oder auch nur gefragt, wie es mir geht. Es hat meine Einsamkeit und Not verstärkt.
- Interview im Leidfaden 3/2014 (Müller 2014, 59ff.): „Ich hatte damals Angst, an meiner Trauer zu ersticken“ - Eine langjährige Geliebte spricht über ihre Einsamkeit in der Trauer und die Entlastung in einer Trauergruppe.
- Mein Interview mit Frau L., die ihre Schwester verloren hat und eindrücklich schildert, nirgends mit ihrer Trauer gesehen worden zu sein, sich in Folge auch selbst zurückgenommen hat und erst nach einem folgenschweren Unfall mit anschließender körperlicher Behinderung in einen Trauerprozess kam.
- Interview Frau L.: an der Trauerfeier für ihren Ex-Mann wurde nicht nur ihre Anwesenheit vom Pfarrer vollständig ausgeblendet, sondern in seiner Rückschau ebenso die gesamten 10 Jahre im Leben des Verstorbenen, die diese Ehe umfasst hat. Der Pfarrer wusste von ihrer Anwesenheit, da Ehefrau und Sohn des Toten sie akzeptieren und ihn informiert hatten.
- Ein weiteres Interview mit Frau F., die nach der Scheidung um die verlorene Beziehung und die Jahre des Zusammenlebens trauert und im sozialen Umfeld auf Unverständnis stößt. (Die Hausärztin: „Jetzt müssen Sie auch mal einen Punkt dranmachen!“)
3.2. Aberkannte Verluste #
Es gibt Verluste, die von vornherein marginalisiert oder gar nicht als solche definiert werden. Das kann sich um den Tod eines Haustieres handeln, um Eigentumsverlust durch Insolvenz o.ä., Abbruch des Studiums oder Verlust des Arbeitsplatzes bzw. einer beruflichen Perspektive. Auch Rufschädigung durch unterschiedlichste Ursachen gehört dazu. In all diesen Fällen wird folglich auch Trauer nicht anerkannt und Unterstützungsangebote unterbleiben von vornherein. Was jedoch die Bindung zu einem Tier bedeuten kann, das einem Menschen unter Umständen näher ist als andere Menschen, wird kaum in den Blick genommen. Auch der Verlust einer beruflichen Position, die ein „Lebenswerk“ beinhalten kann, hat keinen anerkannten Stellenwert, was den daraus resultierenden Schmerz betrifft.
Eine eher tabuisierte Facette der aberkannten Verluste bildet der bewusst entschiedene Schwangerschaftsabbruch. Trauernde Eltern können sich aufgrund der öffentlichen Kontroverse in einer schwierigen Position wiederfinden: Viele aus dem Umfeld, die den Verlust anerkennen, verurteilen den Akt der Abtreibung - andere dagegen fordern das Recht auf Abtreibung und minimieren deshalb den Verlust. Unfruchtbarkeit ist ein weiterer verkannter Verlust, meist nicht verursacht durch ein Ereignis, sondern durch ein sich einschleichendes Bewusstsein über diesen Mangel. Ein relativ neu entstandenes Thema ist auch die Leihmutterschaft mit allen daraus erwachsenden (Verlusterlebens-) Konsequenzen für Eltern und Kinder.
In seiner Arbeit nimmt Doka zudem Bezug auf Sudnow, der den „sozialen Tod“ thematisiert: die Person ist am Leben, wird jedoch wie tot behandelt – Patienten, die im Koma liegen beispielsweise, aber auch diejenigen, die in einer geschlossenen Anstalt interniert sind. Als „psychologischer Tod“ nach Kailash gilt, wenn sich eine Person aufgrund von Krankheit, Sucht oder aus anderen Gründen so grundlegend verändert, dass Zugehörige diese Person, wie sie zuvor existierte, als tot ansehen. (Doka, 2002, S.219). Zugehörige erleben in all diesen Fällen oftmals einen realen und schweren Verlust, der öffentlich jedoch nicht betrauert werden kann bzw. sie stoßen damit auf Unverständnis oder Ablehnung. Auch Kontaktabbrüche verschiedenster Art (unklar Verschwundene, Sekteneintritte, politische Differenzen usw.) sind hier relevant.
Genauso schwer wiegen können begleitende oder sekundäre Verluste im Zuge einer Erkrankung oder aufgrund zunehmenden Alters: Verlust der Sprachfähigkeit oder Autonomie sowie des sozialen Umfeldes bzw. finanzieller Sicherheit nach dem Tod eines Angehörigen. In all diesen Fällen spielt häufig auch der Verlust von Selbstwert eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Verluste selbst sind oft wenig greifbar und subtil, können jedoch intensive Trauer hervorrufen.
Den Rahmen sprengen würde ein weiteres Themenfeld, das ich nur kurz anreißen möchte: Die politische Dimension von Trauer, so z.B. die kollektive Trauer eines Landes wie beispielsweise in Griechenland (Rathner 2014) oder die Aufarbeitung von Massenmorden der Militärdiktaturen in Chile und Argentinien: „Der staatliche Umgang mit der Vergangenheit wirkt sich auf die Bewältigung aus“ (Robben 2014). Werden z.B. Täter gestellt oder bleiben sie straffrei? Ein weiteres Beispiel stellt Polen 30 Jahre nach der Wende dar; zu den gesellschaftlichen Verlusten und ihren Folgen schreiben Kuisz & Wigura (14.12.2019): „Es ist das verbreitete Gefühl des Verlusts, dem ein regressiver Populismus entwächst.“ Doka selbst thematisiert den 11. September 2001 folgendermaßen: „Die Nation als Ganzes hat sowohl ein Trauma erlebt als auch ein kollektives Trauern für eine dann andere Welt und Nation“ (Doka 2011, xiv).
Konkrete Beispiele:
- Interview Frau L.: der schwere Unfall mit dem Verlust der körperlichen Unversehrtheit hat große Trauer um Behinderung, den Verlust von Gesundheit und schmerzhafte „nie wieder“ Gefühle hervorgerufen. Menschen im Umfeld dagegen waren nach anfänglichem Mitgefühl überwiegend auf „besser werden“ und gute Ratschläge dazu fokussiert. Auch als übergriffig erlebte Fürsorge in ihrem einschneidend veränderten Alltag habe sie zusätzlich angestrengt genauso wie das Gekränktsein anderer, wenn sie Hilfe an bestimmten Punkten nicht wollte. Trauern dürfen, am besten in einer Selbsthilfegruppe mit ähnlichen medizinischen Problemen, hätte sie sehr entlastet.
- „Wenn Menschen spurlos verschwinden“: schwierige Bewältigung des Verlustes und oftmals versteckte Trauerprozesse (Preitler 2014).
- „Die Sekte hat unser Kind gestohlen“ (Utsch 2014).
3.3. Aberkannte Trauerfähigkeit #
Bestimmte Eigenschaften von Hinterbliebenen führen häufig dazu, dass ihre Gefühle von Verlust nicht gesehen werden und ihnen ihr Bedürfnis zu trauern abgesprochen wird. So werden trotz gegenteiliger Erkenntnisse vor allem die Alten und sehr Jungen tendenziell von Information und Abschiedsritualen ausgeschlossen in der Annahme, ihnen fehle das Verständnis von Tod oder sie könnten das Geschehene nicht begreifen.
In gleicher Weise erleben Menschen mit geistigen Einschränkungen, dass Verluste verschwiegen werden, weil ihnen grundsätzlich die Trauerfähigkeit aberkannt wird. Nicht nur erhalten die Betroffenen dann keine Unterstützung für den ablaufenden Prozess, sondern die ihnen möglichen sichtbaren Reaktionen in Bezug auf den Verlust werden als aufsässiges Verhalten, Unangepasstheit oder auch Depression eingeordnet:
„‚Der versteht das doch gar nicht‘ ist in Bezug auf Trauernde mit Behinderung zu hören. Das kann auch für das familiäre Umfeld eine soziale Erschwernis und persönliche Verletzung bedeuten. Eltern erleben, dass ihren Kindern menschliche Gefühle abgesprochen werden, die aber tatsächlich vorhanden sind und vielleicht nur in einer nicht für alle offensichtlichen Form geäußert werden“ (Krause & Schroeter-Rupieper 2018, S.18).
Ein eher tabubehafteter Bereich in diesem Zusammenhang scheint mir die Trauer von Straftätern zu sein. Der Kriminologe und Psychologe H. Kury beschreibt in einem Interview „Straftäter haben keine Lobby“ mit Lachenmann (14./15.12.2019) das gesellschaftliche Dilemma, dass zwar dringend mehr Geld für den Strafvollzug benötigt würde, das jedoch aus verschiedenen Gründen politisch meist nicht durchsetzbar sei. Das hat gravierende Folgen für die Resozialisierung der Inhaftierten und damit für den Schutz der Gesellschaft. Durch Studien ist gut belegt, dass die Rückfallquote deutlich gesenkt werden könnte z.B. mit dem Instrument des Täter-Opfer-Ausgleichs. TäterInnen sind im direkten Kontakt mit dem Opfer eher bereit, Reue zu zeigen, was sich auf ihre eigene Verarbeitung des Geschehenen positiv auswirkt. Laut Kury „kommt häufig die Frage zu kurz, warum der Täter selbst auch ein Opfer ist – schließlich kommt niemand als Straftäter zur Welt.“
Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und fragen: Sollten verurteilte StraftäterInnen - auch MörderInnen - nicht ebenso in der Lage sein, Trauer zu empfinden über das, was er/ sie getan hat, über das eigene verwirkte Leben? Ich habe keine Informationen dazu gefunden, aber welchen Effekt hätte es wohl im Hinblick auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft, wenn diese Menschen die Möglichkeit hätten, damit umzugehen und in diesem Prozess begleitet würden?
Oder eine provokant wirkende Frage, die Doka aufwirft, nämlich ob ein/e MörderIn zum Begräbnis zugelassen werden solle?
Konkrete Beispiele:
- „Ein schwer behinderter Mann, er kann nicht sprechen, kniete vor dem offenen Sarg seines Freundes. Wie im Gebet neigte er seinen Kopf, streckte dann seine Hand in den Sarg und berührte den Leichnam. Nachdem er den Arm des Verstorbenen gestreichelt hatte, stand er auf und steuerte auf seine Kirchenbank zu. Nach vier oder fünf Schritten drehte er sich um und winkte Abschied nehmend. Weder das Personal noch ich hatten gedacht, dass dieser Mann ein Verständnis vom Tod hätte“ (Marquardt, zitiert in Luchterhand 2007, 9).
3.4. Tabuisierte Todesursachen #
Aus Scham nicht offenbarte Verluste verdeutlichen ebenfalls die Wirksamkeit internalisierter Regeln in der Gesellschaft. Stigmatisierte oder abgewertete Todesumstände sind unter anderem Tod durch Suizid, Aids, Mord, Hinrichtung, Drogenmissbrauch, Schwangerschaftsabbruch, Trunkenheit am Steuer. Dabei zeigt sich, dass alle Todesarten, die Angst oder Verlegenheit hervorrufen, mit hoher Wahrscheinlichkeit tabuisiert werden (Rando 1993 gemäß Doka, 2002, S.325).
Die Art und Weise des Todes kann bei Betroffenen das Aufsuchen von Unterstützung hemmen und zusätzlich die Unterstützung anderer begrenzen (Doka 2002, S.14). So erleben beispielsweise Angehörige von Terroropfern Ausgrenzung, unter anderem auch im Ringen um Entschädigung. Die Traumatisierung durch den Gewaltakt, der tief in die Gesellschaft wirkt, führt zu Abwehrmechanismen im Umfeld. „Je mehr ihr Leiden von außen infrage gestellt wird, desto mehr werden sie zu Opfern, desto mehr trennt sie von der Welt,“ so Therapeut Rainer Rothe (Stuff 11.12.2019).
Das Schamgefühl über Todesumstände kann so relevant sein, dass Hinterbliebene - selbst diejenigen in „anerkannten Rollen“ wie EhepartnerInnen, Kinder oder Elternteile - eher auf Trauerunterstützung verzichten als sich der Ausgrenzung auszusetzen. Da auch Scham kulturellen Vorgaben unterliegt, können belastende Faktoren sich so unter Umständen vervielfachen.
Der Sozialwissenschaftler Dr. Stephan Marks führte in einem Vortag in Stuttgart 2017 aus: „Das Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit und die Würde eines Menschen werden verletzt, wenn er Erwartungen und Normen nicht erfüllen kann. Wenn wir Anerkennung vermitteln vermeiden wir Scham, ein Raum der Würde entsteht durch Wertschätzung.“ Übertragen auf einen Todesfall würde das bedeuten, dass die Wertschätzung des Verlustes ungeachtet der Umstände wie ein Türöffner fungieren kann, um einen gesunden Prozess zu ermöglichen. Was das Thema Aids anbelangt: Die queere Szene ist per se von Ausgrenzung und fehlender sozialer Legimitation betroffen, sodass Todesfälle durch diese Erkrankung kaum je wertschätzende Beachtung finden. Eine Marginalisierung von Verlusten spielt in vielschichtiger Weise zudem bei Transgenderpersönlichkeiten eine Rolle, die bei Geschlechtsanpassungsmaßnahmen bedingt durch hormonelle Einflüsse neben dem körperlichen auch den sozialen Status oder das soziale Umfeld verlieren können und sich in mehrfacher Hinsicht rechtfertigen müssen.
Konkrete Beispiele:
- Assistierter Suizid: In einem anonymen Brief an Doka (2005) beschreibt ein Angehöriger seine Not nach dem selbstbestimmten und von der Familie unterstützten Tod seiner Mutter in einer Endphase ihrer Krebserkrankung. Er und seine Geschwister waren mit dem Geschehen in tiefem Frieden, aber sie sahen sich gezwungen, die gesamte Umgebung und Verwandtschaft zu belügen. Diese Tatsache erlebte er als anhaltend belastend.
- Suizid einer 17-jährigen Transfrau: „Eine Reise in einem Boot aus Haut“ (Kunert
- – hier führt das Stigma der sexuellen Identität zu einem zusätzlichen Stigma.
- Mord (Häußler 2011, S.3-8): Die jüngere Schwester der 17-jährigen Linda fällt einem Sexualverbrechen zum Opfer. Linda sieht den Tod ihrer Schwester nicht als Merkmal der eigenen Person, sie will nicht „Schwester eines Mordopfers“ sein. Sie erlebt in der weitreichenden medialen Verbreitung der Tat jedoch, wie sie genau darüber definiert wird.
3.5. Aberkannte Trauerreaktionen #
Ein breites Spektrum kultureller und religiöser Trauerausdrucksformen zeigen auf, was jeweils erlaubt und damit anerkannt ist und was nicht. Abgesehen von gesellschaftlichen Vorgaben kann das auch geschlechtsspezifische Verhaltensmuster umfassen. Doka unterscheidet verschiedene Stile im Trauern: Zum einen die Menschen, die Trauer als tiefes, schmerzhaftes Gefühl erleben (intuitive grievers), zum anderen diejenigen, die Trauer eher kognitiv oder über ihr (aktives) Verhalten ausdrücken (instrumental grievers). Letzteres wird normativ vorrangig Männern zugeschrieben oder generell einem späteren Stadium des Prozesses. Umgekehrt „sollte“ zu Beginn eher intuitiv getrauert werden, was wiederum grundsätzlich vor allem von Frauen erwartet wird (vgl. Müller, 2011, S.31). Doka (2016) stellt klar, dass es Zusammenhänge zwischen Geschlecht und Trauerform gibt, jedoch keine deterministischen.
Auch in diesem Zusammenhang weist Doka auf die Tatsache hin, dass TrauerbegleiterInnen maßgeblich darüber mitentscheiden, welcher Trauerausdruck unter welchen Umständen als „angemessen“ und „normal“ gilt und welcher als „nicht mehr normal“ oder gar als „risikohaft“ eingestuft wird. Niemand kann sich internalisierten Bewertungen entziehen, die Frage ist jedoch, wie bewusst wir uns das machen (Doka & Martin, 2002, S.345). Zudem gehen offenbar die meisten Menschen nachhaltig davon aus, dass das Ausbleiben einer starken emotionalen Reaktion problematisch ist, was sich für die Betroffenen in Folge negativ auf den Beratungsverlauf auswirkt.
Ganz wesentlich an dieser Stelle scheint mir dazu die Arbeit von Bonanno (2012), der in empirischer Forschung neue differenzierte Ansätze zu Trauer als Wachstumsprozess und Ausdruck natürlicher Resilienz beschreibt – im Gegensatz zu traditionellen Annahmen, die von Verdrängung der Trauer und damit zwingend pathogenen Konsequenzen ausgehen, sobald ein Trauerausdruck bzw. -verlauf nicht den Normen entspricht. Seine umfangreichen Studien zeigen, dass die Mehrzahl der Menschen ohne sichtbare Trauerreaktionen ihren Prozess nachhaltig gesund und ohne „Spätfolgen“ vollziehen – und das unabhängig von der subjektiv empfundenen Schwere des Verlusts.
Er fokussiert auf naturgegebene Resilienz mit natürlichen Ressourcen (Angehörige, FreundInnen, persönliche Gesundheit, Vitalität). Dabei verleugnet er nicht, dass es Menschen gibt, die eine posttraumatische Belastungsstörung ausbilden, wobei in den psychotherapeutischen Praxen eben nur diese auftauchen und somit das Bild verzerren. Seiner Ansicht nach gehe es darum, Trauerverläufe nicht zu pathologisieren und auf die natürliche Widerstandskraft zu vertrauen. Hier sind professionelle BeraterInnen und TherapeutInnen gefordert, die eigene Haltung zu überprüfen, um nicht selbsterfüllenden Prophezeihungen Vorschub zu leisten. „An keiner Stelle kann bei den Ergebnissen von Bonanno von Verharmlosung gesprochen werden… er vertraut auf die Resilienz und das ist eine hoffnungsvolle Position“ (Nachwort von Petzold in Bonanno 2012, S.229f.).
Im Weiteren stellte Bonanno fest, dass Trauer in oszillierender Form verläuft, also sozusagen wellenförmig individuell zwischen positiven Gefühlen und Trauer wechselt und genau das offenbar die Rückkehr in den Alltag erleichtert. Es gibt also „keine Anzeichen für bestimmte Stadien, die jeder durchlaufen müsste“ (ibid., S.16).
„Trauer ist eine mächtige Erfahrung… und verändert manchmal dramatisch unsere Sicht des Lebens“ (ibid., S.19). Bonanno beschreibt auch eine spirituelle Dimension, in der Hinterbliebene eine Erfahrung von „fortdauernder Bindung“ an die Verstorbenen als ungemein tröstlich erleben – gleichzeitig jedoch auch als tief verstörend, weil die westliche Kultur von wissenschaftlichen Normen geprägt ist. Hier vergleicht er andere Kulturen (Mexiko, Afrika, Asien), die keinerlei Verunsicherung dieser Art erleben, weil solche Bindungen größtenteils zum Grundbestand der jeweiligen Kultur gehören und er wirft die Frage auf, ob es sinnvoll sein könnte, kulturelle Elemente miteinander zu kombinieren.
Dazu ergänzt Dr. Metz (2011):
„Dennis Klass und seine KollegInnen belegten in zahlreichen Untersuchungen aus unterschiedlichen Bereichen, dass die fortgesetzten Verbindungen zwischen Lebenden und Toten kein Anzeichen von verschleppter oder erschwerter Trauer sind, sondern im Gegenteil eine Lebensstärkung und vertiefte Lebenszuwendung bewirken, sofern dies von der (begleitenden) Umgebung gestattet oder gefördert wird. Statt „Loslassen zu müssen“ und Trauer (möglichst noch restlos) zu „bewältigen“ wird es für normal und gesund betrachtet, die Bedeutung des Verlustes lebendig sein zu lassen.“
Ganz generell plädiert Bonanno dafür, Trauernde in allgemeiner Weise zu entlasten, zu unterstützen und Erholungsverhalten zu fördern. Erst wenn sich pathologische Trauerformen ausbilden - verlängerte Trauer und ‚complicated grief‘ z.B. - ist es sinnvoll, mit Behandlung zu beginnen.
Konkrete Beispiele:
- Erleben fortdauernder Bindung – eine Witwe beschreibt: „Und ich saß in meinen entleerten vier Wänden, vor den halb abgebrannten Kerzen, und war zum ersten Mal allein mit ihm an diesem so anderen Heiligabend. Ich sprach mit ihm. Ich weinte mit ihm, und ich spürte ihn. Deutlich. Und tröstlich.“ (Kazis 17.12.2019)
- „Es sind eher diese namenlosen Novembersonntage, an denen es nieselt und nebelt oder die gleißenden Sommerabende, an denen die ganze Welt zu jubeln scheint, die einsam machen und schmerzen. Oder es sind die zweiten oder dritten Male danach, an denen für alle das Neuland schon Norm ist und die Witwen zu gesellschaftlichen Schattenfiguren werden“ (Kazis 17.12.2019).
4. Rezeption und Weiterentwicklung des Konzepts #
Die offenbar teils kontroverse Diskussion um den Dualismus von An- und Aberkennung im Konzept von Doka (vgl. Willmann & Müller 2014) kann ich in dieser Weise nicht nachvollziehen. Meiner Ansicht nach braucht es jeweils zunächst einen klar fassbaren Rahmen, um ein neu erkanntes Phänomen beschreiben und dann weitergehend untersuchen zu können. Zudem spielt sich Entwicklung häufig im Spannungsfeld von gegensätzlichen Polen ab und es ist eine Frage der bewussten Hinwendung und dann auch Reflexion, um dahin zu gelangen, was Brinkmann und Paul (2015, S.12) mit der Forderung nach Differenzierung und Beachtung gradueller Abstufungen als zielführender bezeichnen. Ganz abgesehen davon implizieren Dokas eigene Ausführungen für mich nicht zwingend die in der Kritik teils unterstellte Absolutheit von Entweder/ Oder.
Für dringlicher weiterzuentwickeln halte ich den Gedanken des ‚Self-Disenfranchisement‘: „Tatsächlich vorhandene Trauerprozesse werden nicht nur gesellschaftlich aberkannt, sondern [aufgrund von verinnerlichten Vorgaben durch Sozialisierung und Lebenserfahrung, Anm. d. Verf.] auch von den Betreffenden selbst“ (Brinkmann & Paul 2015, S 12).
Doka führt aus, dass es sowohl einen sozialen als auch einen innerpsychischen Aspekt von aberkannter Trauer gibt und verweist dazu auf Corr, der das Konzept erweitert durch seine Annahme, dass jeder einzelne Aspekt einer Trauersituation in Frage gestellt werden kann und im Laufe der Zeit schließlich jeder Form von Trauer der Anspruch entzogen wird. (Corr, 2002, S.39ff.). Im Weiteren bezieht er sich auf Kauffman, der Schuld und Scham als Ursachen dafür beschreibt, dass es „zu einer intrapsychischen Selbstentrechtung von Trauer kommt, u.a. weil Menschen die Trauernormen internalisiert haben […] und Betroffene sich selbst das Recht zu trauern aberkennen“. Nach Kauffman wurzelt Aberkennnung in einer psychologischen Veranlagung, den eigenen Kummer zu verleugnen. (Kaufman, 2002, S.61ff) Demnach ist das Selbst auf komplexe Weise in aberkannte Trauer verwoben. Wenn dem nicht so wäre, könnte laut Kauffman Trauer nie wirklich aberkannt sein (Doka ,2002, S.2).
Dass der Aspekt der persönlichen Veranlagung eine nicht unerhebliche Rolle spielt, kann ich aus meiner langjährigen Arbeit mit Menschen in Krisensituationen bestätigen. Je nach Naturell greifen unterschiedliche Schutzmuster. Manche halten in schwierigen Zeiten vor allem am Gewohnten fest, um Sicherheit zu haben, andere brauchen viel Bewegung und ganz essentiell das Gefühl, gesehen zu werden, um den inneren Druck loszuwerden. Andere suchen vielfältige Kontakte und Austauschmöglichkeiten, um sich über Reden zu entlasten, und wieder andere ziehen sich völlig zurück und sind kaum erreichbar.
Es geht bei jeder Persönlichkeit vorrangig darum zu differenzieren, welche Verhaltensweisen bekömmlich und nährend für sie sind. Und wo mögliche Zerrformen entstehen, die zumindest mittelfristig dem physischen und psychischen Wohlbefinden zuwiderlaufen. Was tut gut? Was gibt Halt? Das sind Fragen, die sorgfältig und individuell betrachtet und geklärt werden sollten, um Trauernden effektiv Hilfestellung geben zu können.
5. Gesellschaftliches Bewusstsein wächst #
Verschiedentlich ist eine zunehmende Sensibilisierung für aberkannte Trauer zu beobachten. So wird Trauer von Pflegenden inzwischen vermehrt wahrgenommen und respektiert: In einigen Einrichtungen gibt es ein ritualisiertes Gedenken, zumindest einen festen Platz für einen Gedenktisch mit Kerze und Buch mit Namen und Daten von Verstorbenen.
Beim Bundesverband Trauerbegleitung e.V. wird aberkannte Trauer seit 2013 als Risikofaktor für erschwerte Trauer berücksichtigt. Eine Veränderung des Personenstandsgesetzes hat im Bereich von Schwangerschaftsabbrüchen und totgeborenen Kindern unter 500 Gramm Geburtsgewicht seit 2014 zu Abschieds- und Bestattungsmöglichkeiten geführt. Auch Gedenkstätten für die „Kleinsten“ sind inzwischen auf vielen Friedhöfen eingerichtet worden. Berufstätige Eltern in Großbritannien, die um ein Kind trauern, haben ab April 2020 Anspruch auf zwei Wochen bezahlten Urlaub („Britische Eltern bekommen Anspruch auf Trauerurlaub“ 23.1.2020).
Um Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung anzusprechen finden sich immer mehr Publikationen in Leichter Sprache (Bundesvereinigung Lebenshilfe) oder auch spezielle Trauercafées (vgl. Brinkmann & Paul 2015). Im Internet scheint sich die Bandbreite der Trauerunterstützung vereinzelt dahingehend zu erweitern, dass mittlerweile auch Gruppenangebote ausgeschrieben sind, die neutral formuliert „Betroffene nach Verlusten“ oder „Verlust einer nahen Bezugsperson“ ansprechen (Hospiz St. Martin Stuttgart), „nach schmerzlicher Trennung“ (Diakonie Württemberg) bzw. bisher eher vernachlässigte Personengruppen direkt in den Blick nehmen wie z.B. „erwachsene Kinder nach Verlust alter Eltern“ (Hospiz St. Martin Stuttgart) oder „erwachsene Geschwister“. Es ist jedoch meist eine intensivere Recherche notwendig und wenn vorhanden, finden sich diese Angebote vorwiegend in großen Städten. Im Zusammenhang mit tabuisierten Todesfällen (Ausnahme Suizid) oder zur Trauer in tabuisierten Beziehungen oder nach Adoption ist derzeit noch nichts zu finden.
Beispiele von Selbsthilfegruppen belegen jedoch sowohl den Bedarf als auch den Effekt, den Angebote solcher Art haben: So sind im VEID (Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V.) seit 1997 als aberkannt Trauernde geltende Angehörige organisiert, um „ohne Widerspruch und therapeutischen Zwang stark und in völliger Verneinung jeder Form des Loslassens“ zu trauern. Auch AGUS, der zweite bundesweite Selbsthilfeverein für trauernde Menschen „Angehörige um Suizid e.V.“ erfährt entsprechenden Zulauf (Brinkmann & Paul 2015, S.13). Insofern ist die Vermutung naheliegend, dass viele weitere Angebote fehlen, sowohl in Form von Gruppen als auch spezialisierter Einzelbegleitung, z.B. für trauernde Geliebte, Großeltern oder beste FreundInnen. Auch immaterielle Verluste gehören in diese Überlegungen, gilt doch immer noch vorrangig der Tod als Indikation für Trauerbegleitung.
Die Relevanz dieser Ansätze hat sich in meinen Interviews bestätigt: So äußerte sich Frau F. sehr überzeugt davon, dass eine Selbsthilfegruppe für Geschiedene ihr nicht nur im unmittelbaren Trennungsprozess, sondern auch jetzt nach vollzogener Scheidung eine große Unterstützung wäre. Den Austausch mit gleichermaßen Betroffenen sieht sie als entlastend an. Frau L. vermisste ihrerseits nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwester die Zugehörigkeit zu Menschen, die ihre Schwester gut kannten oder das Vorhandensein von ritualisierter Trauer, in die sie eingebunden sein kann. So wäre sie z.B. gerne zu Gedenkfeiern wie der goldenen Konfirmation eingeladen worden.
Ein weiterer Aspekt ganz anderer Art spielt bei all diesen Überlegungen jedoch auch mit: Die organisatorischen und auch finanziellen Folgen, die ein erweitertes Konzept von Trauer unweigerlich nach sich ziehen würde, z.B. die Erweiterung der Trauerrollen über das familiäre Umfeld hinaus, sind nicht zu unterschätzen. Dazu kommt eine ambivalente gesellschaftliche Haltung: Zum einen das geforderte „schnelle Funktionieren mit voller Leistungsfähigkeit“, wie Frau Reddemann darstellt - zum anderen eine bislang nie dagewesene Pathologisierung von Trauer, die sich in entsprechenden Ergänzungen der psychotherapeutischen Diagnoseklassifikationssystemen wiederfindet (Brinkmann & Paul 2015, S.16). Doka (2001) plädiert für eine Erweiterung des Konzepts Trauer - „egal zu welchen Kosten“. „Das Ziel wäre: Denjenigen, denen die Möglichkeit zur Trauer genommen wurde, diese wiederzugeben.“
Doch stellt sich die Frage, was unsere Gesellschaft bereit ist, sich zu leisten.
6. Konkrete Unterstützungsmöglichkeiten: #
Doka erachtet drei Punkte als wichtig, um Menschen bei der Bewältigung eines aberkannten Verlustes zu unterstützen (vgl. Müller, H., 2011, S.33):
- Sensitivity to loss: den Betroffenen vermitteln, dass ihr Verlust und ihre Trauer in vollem Umfang anerkannt wird.
- Power of naming: das Benennen der Ausgrenzung wird oftmals entlastend erlebt, es gibt eine Möglichkeit der Erklärung für die Situation.
- Analyze emphatic failure: Ursachen der fehlenden Unterstützung herausfinden und aktiv für Hilfsangebote sorgen.
Wichtig ist vorrangig im Zusammenhang mit aberkannter Trauer, sich seiner eigenen Normen bewusst zu sein, um die Trauernden nicht zusätzlich zu belasten. Der Hauptfaktor für Bewältigung von Trauer ist für Doka generell soziale Unterstützung. Trauerbegleitung wird besonders dann wichtig, wenn gesellschaftliche Unterstützung nicht ohne Weiteres zur Verfügung steht.
Um aberkannt Trauernde einzubeziehen, die sich gesellschaftlichen Traditionen nicht anschließen können oder wollen, sind meiner Ansicht nach insbesondere Rituale eine unschätzbar wertvolle Möglichkeit, ein Geschehen in etwas Größeres einzubetten und innere Zerrissenheit und Unruhe zu befrieden. Ein tiefgehendes Ritual erfasst die gesamte Persönlichkeit und kann bisher nicht bewusste Facetten des eigenen Wesens zum Ausdruck bringen, die dann unterstützend im Prozess wirken. Immer vorausgesetzt, die begleitende Person ist mit diesen Ebenen vertraut und in der Lage, entsprechend zu halten.
Rituale können sowohl ganz privat als auch im kleinen oder größeren Kreis angeboten werden, ganz nach den Bedürfnissen des oder der Betroffenen. Sie müssen nicht zwingend die Todesumstände offenlegen und dadurch die Aufmerksamkeit auf aberkannte Trauer lenken.
Mögliche Formen sind nach Kollar (1989):
- ein Bestattungsritual entsprechend der eigenen religiös/ethischen Grundhaltung nachzuholen, möglicherweise sogar an einen öffentlichen Ort
- Rituale an privaten oder offiziellen Gedenktagen
- Versöhnungs- oder Vergebungsrituale
- Gedenkorte einrichten
- auch einen Brief an die verstorbene Person zu schreiben kann eine tiefe Erfahrung sein und Entlastung geben
Was die neuen Medien anbelangt, so lässt ein systematisches Review von qualitativen und quantitativen Studien (Robinson & Pond 2019) zur Frage des Nutzens von Online- Selbsthilfegruppen für Trauernde die Annahme zu, dass ein solches Angebot eine hilfreiche Ergänzung darstellen kann und dass weitere Forschung diesbezüglich empfehlenswert ist. Eine solche Anlaufstelle könnte auch Menschen ansprechen, die zunächst eine erste Hürde nehmen müssen, bevor sie sich mit anderen austauschen können.
„Trauer muss sichtbar sein, um geteilt zu werden und geteilt werden um erträglicher zu werden“ (Verfasser/in unbekannt)
„Auch gemeinsame Gespräche über den Verstorbenen sind heilsam….. Wer totgeschwiegen wird, stirbt seinen zweiten Tod“ (Kazis 17.12.2019).
7. Schlussbetrachtungen zur Fragestellung #
Da es in Fällen nicht anerkannter Trauer eher keine professionellen trauerbegleitenden Angebote gibt, erreicht gerade diejenigen, die sich den Verlustschmerz selbst absprechen, keine Unterstützung. Man kann von einem mutmaßlich doppelten Selektionsprozess sprechen. Zudem ergibt sich das Paradoxon, dass sozial nicht anerkannte Trauer die Trauer von Betroffenen in vielfacher Hinsicht verschärfen kann, indem sich z.B. Emotionen intensivieren und verkomplizieren. Die Ambivalenz in vielen Fällen von aberkanntem Verlust (Schwangerschaftsabbruch, Scheidung etc.) kann die Situation und Perspektive ebenfalls verschlechtern.
Ein beachtenswerter Gedanke dabei ist, dass sich sowohl durch den Druck eines schnell wieder funktionsfähigen Alltags als auch aufgrund der gesellschaftlichen Unfähigkeit im Umgang mit Tod praktisch jede/r Trauernde in einer Art „Entrechtung“ wiederfinden kann. Es zeigt sich, je mehr der Blick darauf gelenkt wird, ein breites Spektrum von verdeckter und nicht gesehener Trauer in allen Bereichen des menschlichen Miteinanders. Ein notwendiger Ansatz wäre, die Definition von „Verlust“ generell weiter und neutraler zu fassen, wie die Forschungen von Doka implizieren.
In der professionellen Begleitung von Verlusten wäre eine Erweiterung des Angebots über die bisherigen Traditionen hinaus ein hoffnungsvoller Schritt, um Menschen, die durch welchen Verlust auch immer aus ihrer Mitte gefallen sind, wieder Boden zu geben. Wenn wir uns darüber hinaus alle fragen würden – gerade in Zeiten wie jetzt - wie die eigene Wahrnehmung sensibilisiert werden kann, könnte sich eine neue Kultur der Achtsamkeit herausbilden. Ein einfaches und offenes Nachfragen in der direkten Begegnung ließe eine betroffene Person unter Umständen aufhorchen, in sich gehen und womöglich sogar öffnen. Mehr als damit ein Angebot zu machen und zu signalisieren, dass man selbst gesprächsbereit wäre, ist zunächst nicht möglich. Und auch nicht ratsam, um nicht übergriffig zu werden.
Eine Haltung, die sich sinngemäß mit Rose Ausländer fassen lässt:
Noch bist du da. Sei was du bist. Gib was du hast.
Du hast ein Recht auf deine Trauer – Ulrich Schaffer #
Du hast ein Recht auf deine Trauer.
Du darfst dich deinen Verlusten widmen,
musst nicht verdrängen, was dich beschwert.
Du hast ein Recht, das abzutrauern,
was dich so tief enttäuscht hat
und was du nicht ändern kannst.
Du hast ein Recht auf deine Tränen,
auf dein Schweigen, auf deine Ratlosigkeit,
auf deine innere und äußere Abwesenheit.
Du musst nicht den Glücklichen spielen,
nicht über den Dingen stehen.
Du hast ein Recht, die wegzuschicken,
die dich mit Gewalt aus deiner Trauer
herausholen wollen, weil deine Trauer sie selbst bedroht.
Du hast ein Recht auf deine Trauerzeit.
Du hast ein Recht, mit denen nicht reden zu wollen,
die dir ein schlechtes Gewissen machen
für deine Dunkelheit und Trauer.
Die dich mit ihren Sprüchen unter Druck setzen wollen.
Du hast ein Recht auf deine Trauerstille.
Du hast ein Recht, dich zu wehren gegen die,
die dir sagen, was du fühlen darfst und was nicht,
die dich nicht als Einzelnen, sondern als Fall behandeln
und sich innerlich nicht wirklich mit dir einlassen.
Nichts ist so menschlich wie deine Trauer.
Über sie kann ein Trauernder sich dir nähern
und auf Verständnis hoffen.
Trauern zu können ist eine Gabe.
Lass dir das Recht auf deine Trauer nicht nehmen.\
8. Literaturverzeichnis #
- Bonanno, G.A. (2012): Die andere Seite der Trauer, Aisthesis Verlag. Brinkmann, T. M. & Paul, C. (2015): „Gesellschaftliche Systeme und ihre Trauernormen am Beispiel der aberkannten Trauer“, in: Leidfaden 4(3), S.8-17, verfügbar unter: http://www.ciando.com/img/books/extract/3647806102_lp.pdf (abgerufen am 29.3.2020).
- „Britische Eltern bekommen Anspruch auf Trauerurlaub“ (23.1.2020), in: ZEIT ONLINE, verfügbar unter: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/grossbritannien-trauerurlaub-gesetz-andrea-leadsom (abgerufen am 29.3.2020).
- Corr, C. A. (2002): „Revisiting the Concept of Disenfranchised Grief“, in: Doka, K. (Hrsg.): Disenfranchised Grief: New Directions, Challenges and Strategies for Practice, Research Press, S.39-60.
- Doka, K. (2016): „Taking It Like a Man: Understanding Grieving Styles: A new conceptual framework transcends gender“ (Blogeintrag), verfügbar unter: https://www.psychologytoday.com/us/blog/good-mourning/201607/taking-it-man-understanding-grieving-styles (abgerufen am 29.3.2020).
- Doka, K. (2005): „Ethics, end-of-life decisions and grief“, in: Mortality, 10(1), S.83-90, verfügbar unter: http://www.mopaonline.org/uploads/9/4/5/9/9459095/ethics_end-of-life_decisions_and_grief.pdf (abgerufen am 29.3.2020).
- Doka, K. (Hrsg.) (2002): Disenfranchised Grief: New Directions, Challenges and Strategies for Practice, Research Press.
- Doka, K. (2001): „Trauer, die nicht anerkannt wird: Aberkannte Trauer“ (zuerst erschienen 1999), in: Paul, C. (Hrsg.): Neue Wege in der Trauer- und Sterbebegleitung, S.101-111.
- Doka, K. (Hrsg.) (1989): Disenfranchised Grief – Recognizing Hidden Sorrow, Lexington Books.
- Doka K. & Martin, T. L. (2002): „How We Grief: Culture, Class, and Gender“, in: Doka, K. (Hrsg.): Disenfranchised Grief: New Directions, Challenges and Strategies for Practice, Research Press, S.337-347.
- Haar, M. (06.03.2019): „Fachtag im Hospitalhof: Wer trauert, ist nicht krank“, in: Stuttgarter Nachrichten, verfügbar unter: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.fachtag-im-hospitalhof-wer-trauert-ist-nicht-krank.7f69ac22-59db-41a8-94d4-b9cedcf0e7fa.html (abgerufen am 29.3.2020).
- Häußler, M. P. (2011): Leben mit dem Tod.Das Leben von Jugendlichen nach dem Tod eines nahen Anderen. Eine Typologie (Dissertation), verfügbar unter: https://d-nb.info/102209632X/34 (abgerufen am 29.3.2020).
- Kauffman, J. (2002): „The Psychology of Disenfranchised Grief: Liberation, Shame, and Self- Disenfranchisement“, in: Doka, K. (Hrsg.): Disenfranchised Grief: New Directions, Challenges and Strategies for Practice, Research Press, S.61-77.
- Kazis, C. (17.12.2019): „Weihnachten ohne ihn“, verfügbar unter: https://www.zeit.de/2019/53/witwen-schweiz-weihnachten-silvester-einsamkeit-trauer/komplettansicht (abgerufen am 29.3.2020).
- Kollar, N. R. (1989): „Rituals and the Disenfranchised Griever“ in: Doka, K. (Hrsg.) (1989): Disenfranchised Grief: Recognizing Hidden Sorrow, S.271-286.
- Krause , G. & Schroeter-Rupieper, M. (2018): Menschen mit Behinderung in ihrer Trauer begleiten, Vandenhoeck & Ruprecht.
- Kuisz, J. und Wigura, K. (14.12.2019): https://www.nzz.ch/meinung/verlustgefuehle-polen-dreissig-jahre-nach-der-politischen-wende-ld.1525708 (abgerufen am 30.3.2020).
- Kunert, C. (2015): „Eine Reise in einem Boot aus Haut“, in: Leidfaden 4(3), S.38-42,
- Lachenmann, Akiko, (14./15.12.2019): „Straftäter haben keine Lobby“ (Interview), in: Stuttgarter Zeitung (Printausgabe).
- Luchterhand, M. (2007): Wenn Menschen mit geistiger Behinderung trauern, Beltz Juventa.
- Metz, C. (2011): „Die vielen Gesichter der Trauer: Anregungen zum Umgang mit Trauer und Trauernden“, in: Psychotherapie-Wissenschaft 1(3), verfügbar unter: https://www.psychotherapie-wissenschaft.info/index.php/psywis/article/view/218/380 (abgerufen am 29.3.2020).
- Müller, H. (2014): „Ich hatte damals Angst, an meiner Trauer zu ersticken“ (Interview), in: Leidfaden 3(3), S.59-63.
- Müller, H. (2011): „Sozial nicht anerkannte Trauer im 21. Jahrhundert: Neue Probleme, neue Strategien“ (Bericht über einen Workshop mit K. Doka), in: Newsletter Trauerforschung im Fokus, S.27-34, verfügbar unter: http://www.trauerforschung.de/images/pdf/newsletter/newsletter_oktober_2011.pdf (abgerufen am 29.3.2020).
- Paul, C. (Hrsg.) (2011): Neue Wege in der Trauer- und Sterbebegleitung. Hintergründe und Erfahrungsberichte für die Praxis, 2. Auflage, Gütersloh.
- Paul, C. (2012): „Aberkannte Trauer“, in: Schärer-Santschi, E. (Hrsg.): Trauern. Trauernde Menschen in Palliative Care und Pflege begleiten, Bern, S.225–231.
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- Robinson, C & Pond, R. (2019): „Do online support groups for grief benefit the bereaved? Systematic review of the quantitative and qualitative literature“, in: Computers in Human Behavior, 100, S.48-59.
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- Utsch, M. (2014): „‘Die Sekte hat unser Kind gestohlen!‘“, in: Leidfaden 3(3), S.32-36.
- Willmann, H. & Müller, H. (2014): „Eine Kritik am Konzept der »sozial nicht anerkannten Trauer«“, in: Leidfaden, 3(3), S.81–83.